Intercity-Zug für die chinesische Hauptstadt Peking
Die chinesische Regierung setzt für die Mobilität der wachsenden Mittelschicht innerhalb und zwischen den Metropolen des Landes auf öffentlichen Verkehr mit Schienenfahrzeugen. Die Entwicklung der Eisenbahnindustrie hat eine hohe Priorität, und die Kompetenzen in der Entwicklung von Fahrzeugen haben sich in den letzten Jahrzehnten schnell zur Weltspitze entwickelt.
Für die Anbindung der Vororte an die Innenstadt gibt es, anders als für Metro- und Hochgeschwindigkeitsverkehr, noch wenige im Land entwickelte Fahrzeuge. Der in Peking ansässige Schienenfahrzeug- und Systemlieferant RTTE (Beijing Rail Transit Technology and Equipment Group Co., Ltd.) und Tochter der größten Metrogesellschaft der Welt beauftragte HÖRMANN Vehicle Engineering daher mit der Gesamtfahrzeugentwicklung eines neuartigen 8-teiligen Fahrzeugs mit einer Länge von 187 Metern für die Anbindung kleinerer Städte im Umland an das Zentrum von Peking. Das neuartige Fahrzeug soll die Verkehrsströme der Pendler ins Stadtzentrum bewältigen und die umliegenden Städte für einen Freizeitausflug erreichbar machen.
HÖRMANN Vehicle Engineering entwickelte das komplette Fahrzeug. Ein großer Anteil bestand in der mechanischen Konstruktion des Rohbaus mit vollständiger Festigkeitsberechnung des Aluminiumwagenkastens, des Interieurs und des Führerstands sowie in der Drehgestellintegration. Weiterhin war das Unternehmen verantwortlich für die Auslegung der elektrischen Systemarchitektur mit Integration aller Systeme, wie unter anderem der Traktionsausrüstung, Beleuchtung, Bremse, Klimaanlage, Fahrgastinformation und Sicherheitssysteme. Final wurde der Stromlaufplan erstellt. Die Systementwicklung wurde mit einem sicherheitsgerichteten Prozess nach EN 50126 begleitet, unter Beachtung der Vorgaben für RAM (Reliability Availability, Maintainability). In der gesamten Laufzeit von Beginn 2018 bis Sommer 2019 konnte eine enge und kooperative Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsteam von RTTE wesentlich zum Projekterfolg beitragen. Die Leistung umfasste auch die anschließende Unterstützung in der Bauphase des ersten Fahrzeugs durch die Ingenieure aus Chemnitz beim Hersteller vor Ort.
Das neuartige Zweisystemfahrzeug kann sowohl mit Gleichstrom im innerstädtischen Schienennetz als auch mit Wechselstrom im Landesnetz betrieben werden. "Die Einhaltung der Anforderungen aus den durchaus unterschiedlichen Systemen stellte eine der Herausforderungen dar, die wir erfolgreich lösten", so Geschäftsführer Frank Salzwedel.
HÖRMANN Vehicle Engineering erfüllte ebenso vollständig die Einhaltung der maximalen Achslast, trotz der zusätzlichen Systemkomponenten, und die Einhaltung der räumlichen Begrenzungen durch den Betrieb in Tunneln der U-Bahn.